Familienaufstellung

Familienaufstellungen wurden von Bert Hellinger in den 80er Jahren als gruppentherapeutisches Verfahren aus den damals gebräuchlichen Familienskulpturen Virginia Satirs und anderer szenischer Methoden heraus entwickelt. Hierbei wird eine besondere Fähigkeit unserer menschlichen Wahrnehmung genutzt, nämlich die der stellvertretenden Wahrnehmung. Dies ist sozusagen eine systemisch erweiterte Intuition, mit der wir Befindlichkeiten anderer Personen aufnehmen und zum Ausdruck bringen können. So lässt sich, mit Hilfe fremder Personen, ein Bild unserer familiären Beziehungen räumlich darstellen.

Diese besondere Fähigkeit menschlicher Wahrnehmung wurde erst allmählich entdeckt. Anfangs wurden die Familienskulpturen in der Familientherapie mit den tatsächlich anwesenden Familienmitgliedern durchgeführt. Die Idee dabei war, durch eine Positionierung im Raum, die Beziehungen der Personen zueinander zu verdeutlichen. Dementsprechend wurde einer (zum Beispiel ein Jugendlicher) aus der Familie gebeten, die Anderen zueinander zu positionieren.

Dabei durften, wie in der Skulptur eines Bildhauers, bestimmte Gesten, Haltungen und Mimiken gestaltet werden. Diese Positionen zu halten war meist ziemlich anstrengend und gab dementsprechend Hinweise auf eine schwierige Gestaltung der Familienbeziehungen. Das Bild diente als Anregung dafür, zu prüfen und auch auszuprobieren, wie sich die Beziehungen entspannter gestalten ließen.

Mehr oder minder zufällig fand man heraus, dass sich solche Familienbilder auf äußerst stimmige Weise auch stellen ließen, wenn man dafür fremde Personen in das Bild mit `einbaute´: Als die Skulpturen mit Familien durchgeführt wurden, bei denen nicht alle Mitglieder gekommen waren, wurden Mitarbeiter des Therapie-Instituts gebeten, sich stellvertretend mit in dem Bild positionieren zu lassen.

Dies war die Geburtsstunde des Stellvertreter-Effektes, dessen Tragweite sich erst in weiterer Zukunft voll erschließen sollte.

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